Es lebte einmal eine Frau, die war mit ihrem Mann unzufrieden. Der Mann war faul und unfreundlich, und sie schimpfte oft mit ihm und warf ihm vor, nur das zu verschleudern, was sie herangeschafft hatte.
Sie selbst war eine weitsichtige und kluge Frau. Sie wusste mit Menschen und Zuständen so umzugehen, dass sie allem das beste abgewann.
Immerhin war die Frau ihrem Mann aber letzten Endes doch wohlgesonnen, und er hatte es gut bei ihr. Eies Tages nun machte sich bei dem Mann eine schwere Krankheit bemerkbar. Er verfiel immer mehr, und die Frau kam auf den Gedanken, dass er --- im Falle seines Ablebens --- wohl kaum die Reife für den Himmel hätte.
„Ich werde seinen Verstand und seine Seele wohl erst noch in die richtige Form bringen müssen“, dachte sie bei sich. Wie sie so nachdachte, fiel ihr der alte, bestickte Lederbeutel ein, den sie selbst gefertigt hatte. Sie nahm ihn, hielt ihn dem Kranken unter die Nase, und wie er endlich seine Seele aushauchte, fuhr sie stracks in den Beutel hinein und rumorte darin.
Die Frau nahm den Beutel, ging zum Himmelstor und klopfte an. Petrus kam und fragte: „Was willst du, gute Frau?“
„Guten Tag, ich habe hier die Seele meines Mannes mitgebracht, sei doch so gut und lasse sie in den Himmel hinein.“
„Ja, weisst du“, brummte Petrus da und kratzte sich die Backe, „ich kenne deinen Mann wohl, aber nie hörte ich was Gutes von ihm. So weiß ich nicht recht...“
Da sagte die Frau: „Schämst du dich nicht, so hartherzig zu sein? Hast du vergessen, wie es dir erging, als du deinen Meister verrietest?“