Weit im Landesinneren wohnten einst zwei Brüder, sie waren schon im Mannesalter, aber noch immer ohne Frau. Beide waren von aufbrausender Art, beide liebten auch die gleiche Frau.
Als der Winter kam, ertrank der eine Bruder bei einem Schiffbruch, und Thord, der andere, war darüber sehr froh: jetzt konnte er ungehindert um das Mädchen werben.
Einige Zeit verging. Eines Abends kam Thord nach Hause. Es war schon dunkel, und er sah einen Mann, der vom Fluss her heraufkam. Entsetzt erkannte er, dass niemand anderer als sein ertrunkener Bruder Andreas vor ihm stand. Hastig eilte er zur Hütte, denn er hatte ein schlechtes Gewissen. Er lief hinein, sperrte aber in der Aufregung die Tür nicht ab.
Nun war kein Licht in dem Schlafraum, und die andern --- der Bauer und drei Fischer --- schliefen bereits in ihren Betten.
Der Bauer erwachte. Thord setzte sich auf sein Bett und sagte: „Du denkst wohl, ich habe Furcht, dir ins Gesicht zu sehen?“
Im gleichen Augenblick entstand ein furchtbarer Krach, und Thord flog durch die Luft, quer durch den Raum bis in den hintersten Winkel. Dann wurde Thord wieder nach vorn gezerrt und dem Ausgang zu.
Der Bauer entzuendete zitternd ein Licht. Als er sah, was sich abspielte, rief er den anderen Schläfern, die inzwischen auch erwachten, zu: „Helft dem Armen, sonst ist es aus!“ Und als sie hinzuliefen, floh das Gespenst und ließ Thord wie tot zurück.
Sie griffen sorgsam seinen geschundenen Körper vom Boden auf und trugen ihn auf das Bett. Sie stellten ihn einigermassen wieder her, schliefen die nacht nicht, sondern wachten an seinem Bett, damit ihm nichts ähnliches mehr zustosse.