Der Königin war allein mit ihrem Sohn und spielte mit ihm. Als Sigurd schon eine Weile schlief, bemerkte die Königin einen schwarzen Gegenstand im Meer und sah, wie dieser immer näher kam. Dann erkannte sie Boot, das jemand ruderte. Ganz nahe kam das Boot herrn, es war aus Stein, und als sein Insasse umrisshaft zu erkennen war, erschrak die Königin --- es war ein abscheuliches, schlimmes Riesenweib. Das kletterte unaufhaltsam auf das Schiff. Stumm sah die Königin ihm entgegen und konnte keinen Ton herausbringen.
Die Riesin ging auf die Königin zu, nahm ihr den Knaben weg und legte ihn auf den Boden. Dann zog sie der Königin alle kostbaren Kleider bis auf ein leinenes Unterkleid aus und legte sie selbst an. Dabei nahm sie nach und nach menschliches Aussehen an. Endlich war sie fertig, setzte die Königin in das steinerne Boot und sagte:
„Mässige weder Fahrt noch ändere die Richtung, bis du zu meinem Bruder in die Unterwelt kommst!“
Wie teilnahmslos sass die Königin in ihrem Boot, gelähmt vor Schrecken. Bald wurde das Boot abgestossen und ver schwand aus dem Gesichtskreis des Schiffes.
Als das Boot verschwunden war, fing der Knabe laut zu weinen an. Die Riesin gab sich Mühe, ihn zu beruhigen, aber das half wenig. Da stieg sie mit ihm im Arm zum König hinunter und weckte ihn mit groben Worten. Sie warf ihm vor, sie mit dem Kind ihrem Schicksal zu überlassen und mit der ganzen Schiffsmannschaft zusammen zu schnarchen und zu schlafen wie ein toter. Was einem da geschehen könne, das wisse nachher niemand.
Sigurd wunderte sich aufs höchste, als die Königin ihm plötzlich mit solchen Worten anfuhr. Nie zuvor war das geschehen. Er nahm jedoch ihre Rede sanftmütig hin und versuchte, den Kanben zu beruhigen. Aber das gelang auch ihm nicht.
Nun weckte er die Schiffsmannschaft und hieß sie die Segel setzen, da sich starker Fahrtwind eingestellt habe.
Pfeilschnell schoss nun das Schiff dahin, und schon in kürzester Zeit kam es dort an, wo der Vater Sigurds schon begraben war.