Zur gleichen Zeit sass die Erzieherin des Sohnes von Sigurd und seiner verschwundenen Frau im Zimmer des Knaben, den sie liebevoll im Arm hielt. Ein Licht hatte sie söben angezündet. Da sprangen einige Bretter im Boden des Zimmers auf, und es entstieg dem Untergrund eine wunderschöne Frau in einem Leinenkleid, wie Frauen sie am nackten Leib tragen, und mit einem eisernen Ring um die Mitte, von dem eine Kette niederhing, deren Ende man nicht sehen konnte. Die Frau trat auf die Wärterin zu, nahm ihr das Kind vom Arm, drückte es zurück und ver schwand durch die Bretter nach unten.
Lautlos schloss sich der Boden wieder.
Über die Massen erschreckt, vergass die Wärterin, von dem Vorgang zu erzählen.
Am nächsten Abend ereignete sich dasselbe. Als die leinenbekleidete frau jedoch den Raum verließ, sagte sie mit kummervoller Miene: „Zweimal ist’s vorüber, nur noch einmal!“ --- Und sie verschwand.
Nur noch größer war der Schrecken der Erzieherin, nachdem sie die Worte der Unheimlichen gehört hatte. Sie dachte, dem Kind drohe eine Gefahr, obwohl ihr die unbekannte Frau in jeder Hinsicht gefiel und sie sich dem Kind gegenüber äusserst liebevoll und mütterlich benahm. Am bedenklichsten schien es ihr, dass die Frau: ,Nur noch ein-mal’ gesagt hatte. Sie hielt es daher für das beste, zum König zu gehen, ihm alles zu erzählen und zu bitten, er möchte am nächsten Abend selbst im Zimmer anwesend sein.
Das geschah, und Sigurd wartete mit gezogenem Schwert bei Einbruch der Nacht auf die Erscheinung. Es dauerte nicht lange, so öffneten sich die Bretter des Bodens, und die Frau erschien mit Ring und Kette wie früher.
Unverzueglich erkannte der König seine Frau, sprang auf und durchschlug sogleich die Kette, mit der dieser zarte Leib belastet war. In diesem Augenblick dröhnte es unter der Erde so gewaltig, dass die ganze Burg erschüttert wurde und jeder glaubte, alle Häuser würden einstürzen und in einen Schutthaufen verwandelt werden. Endlich hörte der unterirdische Donner auf, so dass die Menschen wieder zu sich kamen.