Im Laufe des Tages kam der dritte Onkel des Königssohnes, um ihn allein zu sprechen. Er wohnte in der Stadt und zwar oben bei der Berg und hatte sein Schlafzimmer dicht neben dem des Brautpaares. Er fragte seinen Neffen, wer die Frau sei, die die Nacht über bei ihm wache und so laute Klagen ausstoße; es sei etwas ungewöhnliches an der Sache.
Der Königssohn antwortete, er wisse von keiner anderen Frau als seiner eigenen. Der Onkel wollte wissen, warum sie so laut klage. Auch davon wusste der Königssohn nichts. Warum er so fest schlafe? Ob ihm seine Frau einen Trunk gäbe? „Ja, so ist es.“
„Dann rate ich dir, den Trunk einmal wegzugießen. Es lohnt sich für dich.“
Der Tag neigte sich zum Ende, und es wurde Abend. Die Königstochter war gebeugt vor Kummer, obwohl sie ihn gut zu verbergen trachtete. Als das Brautpaar wieder in seinem Schlafzimmer stand, lockte sie wieder und hielt den goldenen Spiegel in der Hand. Wieder war das Bergehren der Braut so groß, und sie wurden handelseins.
Der Königssohn verschüttete den Schlaftrunk und tat dann, als ob er einschliefe. Die Königstochter stieg zu ihm ins Bett und versuchte ihn zu wecken, aber er stellte sich immer noch, als ob er schlafe. Da zählte sie ihm alle ihre Leiden auf und klagte bitter. Sie bat ihn, er möge sich doch an ihr Zusammenleben erinnern und sie erhören. Sie habe schon alle Kleinodien weggegeben, um mit ihm zusammenzukommen.
Durch die Zauberei seiner Stiefmutter war es dem Königssohn, als ob er von all diesen Begebenheiten nur träumte, endlich aber erkannte er doch die Königstochter, und die Freude war bei beiden unbeschreiblich. Er tröstete sie, so gut er konnte, und sagte, dass ihre Leiden nun bald ein Ende nehmen würden. „Geh’ nur, wenn die Braut am Morgen wiederkommt, zum Haus meines Onkels’’, sagte er, „warte dort.“
„Und du?“ fragte sie.
„Ich werde mich schlafend und unwissend stellen.“
Am Morgen trat die Braut ins Schlafzimmer und jagte die Königstochter fort. Sie weckte ihren Bräutigam, und sie gingen zusammen hinunter.