Zwei Sternlein stehen am Nachthimmel,
das Linke ist grün, das Rechte ist gelb.
Die Sternlein leuchten verschmitz.
Dort..., ein Babyskorpion...
"Hallo! Warte doch..."
"Zeich uns deinen Schwanz, du kleiner, lustiger Skorpion..."
Sie jagen dem kleinen Skorpion hinterher
in den Nachthimmel.
Der Schwanz des kleinen Skorpions zerspringt in Stücke.
Weinend fliegt er hierhin und dorthin
und irrt im Nachthimmel umher.
Der grosse, rote Stern im südlichen Himmel leuchtet stärker, immer stärker.
"Oh je, dort kommt seine Mama..."
Die Mutter des kleinen Skorpions ist wütend.
Ihr roter Schwanz funkelt.
Zornig ruft sie:
"Ihr beiden dürft nicht mehr länger hier im Himmel sein!"
Und sie schwingt ihre beiden grossen Scheren hinunter zu den Sternlein.
"---Aah---! "
Die Sternlein fallen kopfüber auf die Erde.
Sie fallen
"...Platsch..."
in einen kleinen, kalten und dunklen Weiher.
Die ganze Nacht über weinen sie.
Wie traurig das klingt.
Die Bäume und Tiere rund um den Weiher konnen nicht mehr schlafen,
bis der Morgen da ist.
Die kleine Akka kommt zum Weiher.
Sie trällert " lalala..."
"Oh, da weint jemand..."
Neugierig schaut sie umher
und sieht im Weiher
die nassen, schluchzenden und unglücklichen Zwillingsterne.
"Was ist denn mit euch geschehen? Oh, kommt her, ich helfe euch!"
Sie streckt ihnen einen Zweig entgegen,
und zieht die Sternlein aus dem Wasser.
"Ich heisse Akka, ich nehme euch jetz mit nach Hause."
Und sie steckt die Sternlein in ihre Tasche.
Akka erfindet ein Liedlein:
"Ich habe zwei weinende Sterne gefunden... sie waren ja so nass..."
Die beiden Sternlein in der Tasche werden wütend.
"Du lügst, wir sind keine weinende Sterne!"
Aber Akka antwortet nicht, sie summt weiter:
"Hm, hm, hm..."
Als Akka nach hause kommt, hängt sie die Zwillingsternlein an die Wäscheleine.
"Aua, das tut weh...!"
Tränen wie schillernde Glasperlen fallen zur Erde.
Akka hebt sie auf und steckt sie in ihre Tasche.
Akkas Muttter kommt aus dem Haus.
Überrascht sieht sie die beiden Sternlein.
"Oh mein Schatz! Akka, was tust du da? Du hängst die kleinen Sterne einfach an die Wäscheleine?"
"Ja, weil sie nass sind und nun trockne ich sie."
Akkas Mutter nimmt die beiden Sternlein mit in das Haus.
"Jetzt könnt ihr euch vor dem Kamin trocknen lassen."
Die Mutter bringt ihnen heisse Milch.
Die Zwillingssterne lächelen.
"Wie wunderschön...Zwillingssterne...!"
"Wie seid ihr in den Teich gefallen?"
Akka und ihre Mutter schauen in ihre Gesichter.
Die Zwillingssterne erzählen ihre Geschichte:
Dass der Mutterskorpion zornig wurde, sie losschnitt und vom Himmel auf die Erde fallen liess. Akka hüpft vom Stuhl und klatscht in ihre Hände.
"Alles wird wieder gut! Ich werde euch zum Himmel zurückschicken."
"Was?Wie?"
"Wartet einen Augenblick..."
"Papa---, Papa---,"
"Was ist? Komm hier herauf!" ruft eine sorglose Stimme vom oberen Stock herunter.
Alle gehen hinauf.
Papa sitzt an seinen Schreibtisch und dreht ihnen den Rücken zu.
"Papa, Papa!"
"Warte eine Sekunde. Ich habe eine grosse Entdeckung gemacht! Ich werde allen Menschen auf der ganzen Welt von meiner neuen Entdeckung erzählen. Ich werde ein Buch darüber schreiben."
Er nimmt einen tiefen Atemzug.
"Letzte Nacht - nein- es war genau vor der Morgendämmerung..."
Papa schaut in seine astonomishen Instrumente.
"... da waren plötzlich die Zwillingssterne verschwunden! Es sah aus, als hätte ein Komet im Sternzeichen des Skorpions die Zwillingssterne verschlungen."
Papa dreht sich um. Er hat plötzlich grosse, staunende Augen.
"Was? Wie ist das moglich? Die Zwillingssterne, die vom Himmel verschwunden sind, befinden sich hier? Der Linke ist grün, der Rechte ist gelb? - die Zwillingssterne...!!"
"Weil sie dumme Streiche gespielt haben, hat sie der Mutterskorpion vom Himmel fallen lassen."
Nachdem er die Geschichte gehört hat, verschränkt Papa die Arme vor der Brust.
"Papa, können wir die beiden Sternlein wieder zurück in den Himmel schicken?"
"Ich weiss nicht recht, wenn Mutter Skorpion sie findet, wird sie die beiden wieder vom Himmel verjagen."
... stöhnen ... zittern ...
Während alle diskutieren, wird es draussen dunkel.
"Ich möchte euch zeigen, wo im Himmel ihr stehen müsstet..."
Papa ruft die Zwillingssterne:
"Kommt her, schaut in dieses Teleskop!"
Vorsichtig näheren sich die beiden Sternlein dem Teleskop.
Sie schauen hinein.
"Oh! Das ist ja unser Himmel. Dort wohnen wir! Juhui! Da sind viele Sterne, die wir kennen ..."
Sie sind ganz vertieft, ganz nahe bei einander ...
... erschrecken ... schreien ...
Sie werfen sich zurück und stürtzen zu Boden.
"Da - der Skorpion ... "
Sie zittern vor Angst.
Akka schaut ebenfalls durchs Teleskop.
"Ich sehe was los ist. Der grosse Skorpion wird immer grösser!"
und da, plotzlich ...
... ein Blitz
Das ganze Haus ist in rotes Licht getauscht.
"Aha ---, hier habt ihr euch also versteckt ... ",
ertönt eine eigenartige, rasselnde Stimme.
Ängstlich öffnen alle ihre Augen.
Da ist - der Mutterskorpion!
Langsam stehen die beiden Sternlein auf.
"Es tut uns leid, Mutter Skorpion."
Immer wieder entschuldigen sie sich.
"Mutter Skorpion, ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Könntest du den beiden Sternlein erlauben, in den Himmel zurückzukehren?"
Akka bittet sie mit ihrem ganzen Herzen.
"Also, ich werde sie nicht für immer hier lassen, aber ... "
Mutter Skorpion rollt mit ihren roten Augen und sie sieht zu den Zwillingssternen,
"Es ist mir egal, wie viele Male ihr euch entschuldigt. Solange ihr nicht eine einzige Träne vergiesst, glaube ich euch nicht, dass es euch wirklich leid tut!"
"Mutter Skorpion, hier sind sie ... "
Akka nimmt die Tränen aus ihrer Tasche.
Mutter Sorpion schnapt nach Luft.
"Oh mein Gott! Das ist unglaublich. Es wird gesagt, dass Zwillingssterne nur einmal in hundert Jahren Tränen weinen. Dies scheint dies Mal zu sein."
Mutter Scorpion hebt ihre Scheren und ruft die Zwillingssterne.
"Kommt also ihr Zwillingssterne, für dieses einmal noch.
Aber wenn ihr noch einmal irgend einen dummen Streich spielt, werde ich euch nie wieder in den Himmel hinauf lassen!"
Die Zwillingssterne blinzeln mit ihren Augen.
"Klar, wir versprechen dir, dass wir es nie wieder tun!"
"Nun gut, haltet euch jetzt an meinem Schwanz fest ... "
Und die beiden Sternlein halten sich schüchtern am roten Schwanz von Mutter Skorpion fest.
Schon wollen sie zurück in den Himmel fliegen, da ruft Akka den Sternlein zu:
"Versprecht mir eine Sache ... !"
" ... ? ... "
" Bitte, schaut ab heute immer vom Himmel zu mir hinunter!
Und wenn ich rufe, gebt mir Antwort! Dann höre ich auf, euch - weinende Sterne - zu nennen. Ich werde euch - lachende Sterne - nennen!"
Von diesem Tag an, wann immer Akka in den Nachthimmel hinaufschaut, ist sie glücklich.
Denn wenn sie zum südlichen Himmel ruft:
"Wo seid ihr, lachende Sterne?!"
" Hallo, hier sind wir ... ! "
antworten dann die lachende Sterne.
Die lachende Sterne, sie lachen im Himmel.